Rhetorik vs. Realität: Mal wieder zum Thema Hauptschule

Unter dem Titel „Beste Chancen eröffnen“ hat die Online-Ausgabe der Mainpost vor einigen Tagen ein Interview mit Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle veröffentlicht, das ich nicht unkommentiert lassen kann.

Die Schulstruktur ist egal?!

Vorgestern hat die Welt ein Interview mit Hamburgs Ex-Wissenschaftssenator Jörg Dräger geführt, über das ich ein bisschen nachdenken musste. Sein Statement zum dreigliedrigen Schulsystem: „Ich halte längeres gemeinsames Lernen für machbar, aber nicht für nötig.“ Vorrangig sei es, die Schüler individuell zu fördern. Ist da was dran?

Von Brandbriefen und Restschulen

In Berlin ist Wahlkampf, klar dass dann auch Bildungsfragen bemüht werden. Auch klar, dass Inhalte da bisweilen vor Wahlstrategien zurücktreten müssen, auch wenn’s manchmal weh tun. In diesem Zusammenhang ist nun ein Brief öffentlich geworden, den die Berliner Heinrich-Mann-Schule, eine Integrierte Sekundarschule, im Juni an den Bildungssenator geschrieben hat. Die Schule schildert darin Schwierigkeiten im Umgang mit überproportional vielen gewaltbereiten Schülern, drückt ihren Ärger über das reparaturbedürftige Gebäude aus und fordert personelle Unterstützung und eine geringere Zuweisung von „Problemschülern“. Der Unmut des Kollegiums

Die fünf häufigsten Argumente für den Erhalt der Hauptschule…

…und meine Antworten darauf.

1. Andere Schulformen sind nicht in der Lage, die betreffenden Kinder (also die, die jetzt auf die Hauptschule gehen) optimal zu fördern.

Bei diesem Argument habe ich immer den Eindruck, als gingen die Menschen, die es verwenden, davon aus, dass es in unserer Gesellschaft in jedem Fall Hauptschüler gibt, unabhängig von der Frage, ob die Hauptschule noch existiert oder nicht. Was für Schüler sind gemeint? Offensichtlich diejenigen, denen man so wenig intellektuelle Leistungsfähigkeit zutraut, dass für sie ein spezieller Unterricht auf besonders niedrigem, pardon, praxisorientiertem Niveau maßgeschneidert werden muss. Au, das war wieder polemisch, dabei wollte ich dieses Mal ganz sachlich bleiben. Mir fällt es einfach sehr schwer, der Logik dieses Arguments zu folgen.

Nehmen wir an, da ist ein Kind, das im Verlauf der Grundschule, also bis zum Alter von neun oder zehn Jahren, kein gesteigertes Interesse an abstrakten Gedankengängen, an mathematischen Rechenspielereien oder einfach an diszipliniertem Stillsitzen gezeigt hat und das damit notentechnisch eher im unteren Bereich gelandet ist. Welche Möglichkeiten gibt es, um diesen Schüler fortan optimal zu fördern?

CDU in Hessen möchte die Hauptschule und ihren Markenkern erhalten

Die Bundes-CDU hat sich von der Hauptschule verabschiedet, schön. Klar gegen diese Entscheidung ist die CSU in Bayern, die gern ihre neue „Mittelschule“, wie die aufgepeppte Hauptschule dort heißt, erhalten möchte. In allen anderen Ländern, so dachte ich bisher, ist nun der Weg frei für Gemeinschaftsschulen, quatsch, bloß Oberschulen. Zwar bleiben die Gymnasien bestehen, aber jede Initiative, die allen Kindern den Weg zum Abitur zu öffnet oder wenigstens ebnet, ist begrüßenswert.